Die Burgställe, an anderen Stellen auch Burgstätte oder Burgstädtel genannt, war eine erste burgartige Anlage im heutigen Niederdorf. Aufgrund des Erhalts des Namens kann man davon ausgehen, dass dieser Platz in früher Zeit eine gewisse Bedeutung als Burg hatte oder zumindest in Verbindung mit einer solchen stand.
Die Anlage war hölzern und wahrscheinlich als ein Vorwerk der Burg Niederlauterstein angelegt. Diese bestand bereits vor der Gründung des Ortes. Aus Holz bestanden daher mutmaßlich der umgebende Wall sowie ein Bergfried, der als Aussichtsturm errichtet worden war. In diesem Zusammenhang kann er als Weggesicherung eines alten Steiges gedient haben, der dann weiter nach Lauterstein führte.
Alten Unterlagen zufolge soll sie den Namen „Lauterburg“ getragen haben. Der Begriff Burg kommt von „bergen“ oder „schützen“ und kann damit neben dem, was wir heute als Burg verstehen vor allem die hölzerne Umfassung gemeint haben, die den Bewohnern Schutz bot. Im Inneren dieser Holzumfassung kann sich dann ein großer Gutshof befunden haben, mit Weiden etc. außerhalb der Schutzmauer. Diese Mauer bestand noch bis in die Neuzeit hinein und teilte den Hof von den Feldern ab.
Realistisch ist vor allem auch die landwirtschaftliche Nutzung als Vorwerk, was auch den Namen Burgställe erklären könnte, die sicher eine Reihe von Stallungen aufwies.
Dipl. phil. Volkmar Geupel zufolge soll es eine noch ältere Anlage im heutigen Mitteldorf gegeben haben, die slawischen Ursprungs gewesen sein soll und um 1000 entstanden sein könnte. Demnach ist die Burgstelle/-stätte wohl nicht als erste Besiedlung unserer Fluren zu sehen.
Trotzdem muss sie als frühe Anlage für die damaligen Siedler als Schutzort gedient haben, bevor die Wehrkirche errichtet wurde. Eine wahrscheinliche Errichtung ist für das frühe 12. Jahrhundert anzusetzen.
Heute befinden sich die Höfe Nr.62 und 63 darauf. Diese werden auch 1497 schon als normale Erbgüter benannt. Das bedeutet, dass eine Funktion als Burg bereits vor dieses Datum nicht mehr genutzt wurde.
Es wird vermutet, dass sie den Raubzügen der in Ungnade gefallenen Herren von Schellenberg zum Opfer fiel, die ihrer Besitzungen im Umland nach dieser sogenannten „Schellenberger Fehde“ verloren. Das geschah zu Beginn des 14. Jahrhunderts. Die Burg wurde danach vielleicht auch zugunsten der größeren Anlage auf dem Lauterstein aufgegeben und weiterhin als Vorwerk oder ähnliches genutzt.
Die Besitzer trugen im 16. Jahrhundert die Bezeichnung „der Niedere“ und auch der Weg zu den Gütern trug damals noch den Namen „Burggäßl“. Es steht also zu vermuten, dass dort bis zum Niedergang der Burg Lauterstein Dienstmänner ansäßig waren. Vor allem der Familienname Schönherr ist damit in Verbindung zu bringen.
Zumindest ist es so, dass die Nachfolgehöfe zu den ältesten im Ort zählen und zudem eine beträchtliche Größe aufweisen. In der Ortschronik kann man den Werdegang des Gutes nachverfolgen und feststellen, dass vergangene Bewohner eine ranghohe Stellung im Dorf einnahmen. Der Grabstein des „Jocoff Schönherr“ ist noch heute auf dem Friedhof zu sehen und dort zeigt sich in der Bezeichung „ersam“, dass die Bewohner der ehemaligen Burgstelle auch noch im 16. Jahrhundert eine gewisse Position im Ort einnahmen. Der Sohn von Jocoff Schönherr ist auch als Vizerichter im Ort belegt.
Quelle: Ortschronik Lauterbach von Eduard Müller