Lauterbacher Kirchengeschichte

Die Parochie Lauterbach umfasst heute Lauterbach, Niederlauterstein und Rittersberg. Ursprünglich gehörte sie zum Kirchenkreis Freiberg, kam aber nach der Reformation zur Ephorie Annaberg und 1842 zur Ephorie Marienberg.

Die Lauterbacher Wehrkirche kann zeitlich mit der Ortsentstehung Lauterbachs eingeordnet werden. Zunächst entstand  um 1300 eine Kapelle im Mitteldorf, die nach 1313 zur Wehrkirche ausgebaut wurde. Das war aufgrund der kriegerischen Zeiten im späten Mittelalter notwendig, um die Bevölkerung im Notfall zu schützen und sich auch wehren zu können. Mit Wehrmauern, Schießscharten und nur kleinen Fenstern, sollte sie als Zuflucht für die Dorfbewohner dienen. Gleichzeitig gab es auch bis mindestens 1540 im Oberdorf eine weitere katholische Kapelle, die nach der Reformation aufgegeben wurde und später als Armenhaus und auch als Brauhaus gedient. Obwohl zwischen 1617 und 1623 größere Renovierungsarbeiten stattfanden wurde die Wehrkirche im Laufe der Zeit immer baufälliger. In einem Protokoll von 1862 wird deutlich, dass es viele Gründe gab, den Kirchenbau zu erneuern oder gar zu ersetzen. Bereits 1831 hatte man begonnen eine Spendenkasse für den Neubau einer Kirche einzurichten.1905 wurde vom Kirchenvorstand einstimmig  der Abriss beschlossen.

Vor allem die Baufälligkeit aber auch die hohen Unterhaltungskosten sprachen für einen Abriss.  Zudem konnte die Kirche nicht beheizt werden und es war nicht mehr möglich der gesamten Gemeinde Platz zu bieten. Dies war eigentlich der wichtigste Grund, der für einen Neubau sprach, da eine ordnungsgemäße Ausübung von Gottesdiensten für die Gemeinde nicht mehr gegeben war. Doch der Beschluss erregte Aufsehen und hatte einen Zeitungskrieg entfesselt. Freunde alter Baudenkmäler versuchten um jeden Preis, die alte Kirche vor ihrem Untergang zu wahren. So musst man sich dem Druck der Mehrheit beugen und 1906 beschlossen der Kirchenvorstand sowie der Pfarrer, die alte Kirche zwar abzubrechen aber sie in der Nähe des erst Mitte des 19. Jahrhunderts umverlegten Friedhofes erneut aufzubauen.  Den Lauterbachern war es übrigens egal, was mit ihrer alten Kirche geschah, sie wollten einfach ein neues Kirchengebäude haben. Am 11.06.1906 wurde mit dem Abbruch der alten Kirche begonnen. Am 08.08.1906 fand bereits die Hebefeier statt und am 17.03.1907 wurde die Wehrkirche durch den Ortspfarrer eingeweiht. Die umgesetzte Kirche ist eine typische erzgebirgische Wehrkirche mit Blockbaugeschoss auf steinernem Unterbau. Sie besitzt einen eingezogenen Chor, welcher um ca. 1500 entstanden ist. Der Altar stammt aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts, das Marienbild aus der Zeit der Reformation. Die Empore und die bildereiche Bemalung müssen im Zuge der Renovierungen des 17. Jahrhunderts eingebaut worden sein. Gleichfalls wurde damals die Holzdecke erneuert und bemalt. Eine Orgel scheint es vor 1624 nicht gegeben zu haben, ein erster Organist ist auch erst für 1700 benannt. Es war der Schulmeister Johann Samuel Oestreich. Beim Neubau der Orgel 1956 wurde durch Sachverständige herausgefunden, dass die Orgel wahrscheinlich die älteste Sachsen war und um 1600 entstanden sein muss. Wahrscheinlich ist sie nach dem Brand der Marienberger Kirche 1603 nach Lauterbach gekommen, da man für den Marienberger Neubau eine größere Orgel wollte. Die Neuherstellung der Orgel ist dem Einsatz des Kreuzkantors Prof. Dr. Rudolf Mauersbergers zu verdanken, der auf der alten Orgel seine ersten Spielversuche unternahm und die Gemeinde bei der Beschaffung einer Orgel unterstützen wollte. Insgesamt kostete die neue Orgel über 10000 Mark  Die 3 Glocken der Wehrkirche wurden nach der Verlegung der Kirche zunächst nicht wieder aufgehängt. Sie stammten wohl aus dem frühen 18. Jahrhundert. Die beiden größeren wurden im 1. Weltkrieg eingezogen aber wohl nicht eingeschmolzen. Nach Lauterbach kamen sie nie zurück. Die kleinste Glocke läutet heute wieder und ist im Ort als „Totenglocke“ bekannt. Da die Wehrkirche als Friedhofskirche hauptsächlich zu Beerdigungen genutzt wird, liegt diese Formulierung nahe. Heute wird die Kirche aber auch gern wieder für Trauungen und Taufen benutzt.

Die alten Grabsteine rund um die Kirche waren früher Teil des alten Friedhofes in der Dorfmitte, der aufgrund Platzmangels an den Rand des Dorfes an die alte Marienberger Straße verlegt wurde. Dort stehen sie noch heute rund um die Kirche. Leider sind nicht mehr alle lesbar. Allerdings befinden sich unter Ihnen auch Grabsteine bekannter Lauterbacher Persönlichkeiten, wie zum Beispiel der des ehemaligen Lauterbacher Erbrichters Esaias Ullmann, der auch als „Begründer“ von Niederlauterstein in der Chronik vermerkt ist. Im Inneren befinden sich auch zwei Kindergrabplatten, die an die Kinder des Amtsschössers Johann Heinze (1559-1586) erinnern, welche beide jung den Tod gefunden haben.

Die evangelisch-lutherische Heilandskirche wurde 1906/07 im neogotischen Stil gebaut und am 11.11.1907 eingeweiht. Sie steht auf dem ursprünglichen Platz der auf den Friedhof umgesetzten Wehrkirche. Insgesamt 18000 Mark an Spenden wurden für den Bau gesammelt. Die Baupläne stammen vom Architekten Woldemar Kandler aus Klotzsche und die innere Ausgestaltung erfolgte durch den Marienberger Dekorationsmaler Hans Müller nach den Entwürfen des Leipzigers Richard Schultz: Die Kreuzigungsszene für den Altar  hat ihr Vorbild in einer Holzschnitzzeichnung von Prof. Heinrich Hofmann aus Dresden und wurde von Paul Müller aus Callnberg realisiert. Die Vorlagen für die Glasfenster entstammen ebenfalls von Heinrich Hofmann und wurden durch eine Zittauer Glasmalerei gefertigt. Die Orgel wurde vom Orgelbaumeister Schmeißer aus Rochlitz gebaut. Das ursprüngliche Geläut entstammt einer Dresdner Glockengießerei namens Albert Bierling. Sie wurden von Carl Gotthilf Schönherr aus Floßmühle gestiftet. Die Glocken waren in Des-Dur gestimmt und haben damals 7300 Mark gekostet. Im Zuge des zweiten Weltkrieges wurden die beiden großen Glocken am 11- und 13. Februar 1942 abgenommen und eingeschmolzen. Die kleine Glocke läutete von nun an allein. Am 24. Mai wurden zwei neue Stahlglocken geweiht, die von der gesamten Kirchgemeinde gestiftet wurden. Sie wurden in Apolda gegossen. 2017 erhielt die Heilandskirche zwei neue Bronzeglocken, welche in Innsbruck  von der Glockengießerei Grassmayr gegossen wurden. 1921 erhielt die Kirche eine elektrische Lichtanlage. Im Andenken an den 1. Weltkrieg wurde 1923 ein Ehrengedächtnismal im Altarraum aufgestellt. Das Pfarrhaus wurde 1907 ebenfalls nach den Entwürfen von Woldemar Kandler errichtet. Es ist wesentlich geräumiger als das alte baufällige Pfarrhaus uns enthält auch einen Konfirmandensaal.

Quelle: Ortschronik Lauterbach von Eduard Müller, Bereich „Kirchenwesen“)