Das alte Schulhaus befand sich auf dem alten Pfarrgrundstück zwischen Kirche und der heutigen Grundschule, die 1885 als Zentralschule erbaut wurde. Mit Blick auf den alten Friedhof war das Gebäude von Gräbern umgeben, was sicherlich sehr befremdlich auf heutige Grundschüler wirken würde. Damals war das ganz normal, da der Dorfpfarrer oder Kantor auch meist gleichzeitig als Dorflehrer arbeitete. Diese Schule war als Knabenschule erbaut worden und laut alten Akten wurden bereits 1671 20 Jungen dort unterrichtet. In die Schule gingen die Knaben auch nur für 3 Jahre. Damals waren die Lehrer auch nur nebenberuflich tätig. Häufig sind sie als Schneider in den Akten vermerkt.
Die Schule besaß nur ein Schulzimmer, indem bis zu 87 Kinder auf einmal vom Dorfpfarrer oder Kantor im Lesen, Schreiben, Rechnen und der Religion unterwiesen wurden. Die Mädchenschule wurde 1836 aufgekauft. Dafür wurde ein Darlehen aufgenommen, dass bis 1861 abgezahlt werden musste. Für das Jahr 1836 sind 88 Mädchen als Schülerinnen in der Mädchenschule verzeichnet. Die Schule befand sich bis 1885 im Haus Oberdorf Nr. 8. Informationen über den Schulbetrieb dort erhält man aus den Akten des Kultusministeriums. In einem Bericht von 1853 heißt es dort, dass sich der damalige Kantor Allendorf über die Missstände im Haus beschwert habe. Das Haus muss bereits zu diesem Zeitpunkt teilweise einsturzgefährdet gewesen sein. Zudem war die Wohnung, welche der Kantor mit seiner Familie bewohnte feucht und alle Familienmitglieder litten an schweren Hautausschlägen. Auch die Möbel schimmelten. Ähnliches stellte sich auch für die Knabenschule dar, die wohl sehr finster und zugig und immer kalt gewesen sei. Die Mädchenschule wurde 1885 mit der Eröffnung der Zentralschule aufgegeben und ein Johann Carl Gotthilf Schanz erwarb das Haus. Er betrieb dort eine Seilerei. Den Namen Schanzhaus hat das Gebäude von diesem Besitzer und seinen Nachkommen. Das Gässchen wurde aufgrund der Seilerei auch Seilergässchen genannt.
Seit den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts musste auch Schulgeld entrichtet werden, das zwischen 5 und 20 Pfennigen betrug. Damit sollte dem fortschreitenden Verfall entgegengewirkt werden. Doch über die Jahre wurden die Gebäude so baufällig, dass 1870 der Kantor der Knabenschule anführte, dass Schulhaus sei „so mangelhaft, dass ein Wohnen und Verweilen darin nicht mehr möglich sei.“ Gern wollte Lauterbach nun eine neue moderne Schule bauen, doch das Geld dafür war nicht da, weil die Dorfbewohner schon für den Neubau einer Kirche sparen mussten und man noch für die Mädchenschule im heutigen Oberdorf Nr. 8 Zinsschulden abbezahlen musste.
Das Schulleben am Ende des 19. Jahrhunderts muss sehr abenteuerlich gewesen sein. So ist zum Beispiel bekannt, dass der Kantor seine Schüler auch Taufen durchführen ließ. 1880 sollte dann die Gesindestube im Erbgericht als dritter Schulraum dienen, auch versuchte man das gesamte Erbgericht als Schulhaus zu erwerben. Doch mit 34000 Talern war dies der Gemeinde 1875 zu teuer. Erst als die Schulräume nahezu unbenutzbar wurden, begann das Dorf auf ein neues Gebäude zu sparen. Auch das Grundstück musste erst gefunden werden. Es fand sich direkt neben der Knabenschule. Dort standen zu diesem Zeitpunkt noch die alte Schulscheune und der Schulgarten. Am 1. September 1885 wurde dann die neue Schule eingeweiht. Die alten Gebäude wurden versteigert. Die alte Knabenschule wurde für 325 Mark abgebrochen. Bereits 1898 gingen 364 Kinder in die neue Zentralschule, die für die damalige Zeit eine sehr moderne war. Am 22.September 1922 brannte der Dachstuhl des Schulgebäudes aus. Schüler kamen zum Glück nicht zu Schaden, da der Brand in der Nacht ausbrach. Grund war die Unachtsamkeit einer dort wohnenden Gemeindeschwester, die wohl glühende Asche in einen undichten Eimer geworfen hatte. Wieder mussten die Schüler monatelang auf Behelfsunterrichtsräume ausweichen. Was hauptsächlich in den Gasthäusern des Ortes und im Konfirmandenraum stattfand. Die Reparaturkosten beliefen sich am Ende nicht auf die veranschlagten 15000 Mark, sondern waren durch die Inflation auf 88 Millionen Mark angewachsen. 2017 wurde die Lauterbacher Grundschule grundlegend saniert und für das Schuljahr 2018/2019 seiner alten und neuen Bestimmung als Schulhaus für die Grundschüler von Lauterbach und Umgebung übergeben.
Quelle: Ortschronik Lauterbach von Eduard Müller, Bereich „Schulwesen“)